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Sonnenlicht und Hautkrebs

Dr. med. Carmen Loquai, Prof. Dr. med. Stephan Grabbe
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universitätsklinikum Essen

Schädliche Wirkungen des Sonnenlichts auf die Haut

Das Sonnenlicht setzt sich aus Strahlung unterschiedlichster Qualität zusammen. Gut die Hälfte dieser Strahlen kommt auf der Erdoberfläche als sichtbares Licht an. Über 40% sind Wärmestrahlen (Infrarot). Die ultraviolette Strahlung (UV-A, UV-B, UV-C) ist für das menschliche Auge nicht sichtbar, aber besonders energiereich. Der größte Teil der UV-Strahlung wird durch die Erdatmosphäre zurückgehalten. Die gefährlichsten, die UV-C-Strahlen, werden fast vollständig, die UV-B-Strahlen bis auf einen kleinen Rest und die UV-A-Strahlen bis auf etwa 4% über die Ozonschicht abgefangen. Durch den Rückgang der Ozonschicht steigt jedoch die UV-Strahlenbelastung auf der Erde an derzeit ständig an. Im Sommer, bei klarer Luft und in großen Höhen ist der Anteil an UVB Licht im Vergleich zum UVA größer, sodass dann auch die intensivere Wirkung des UVB Lichts auf die Haut besonders hervortritt.

Eine der wichtigsten Funktionen der Haut ist der Schutz des Körpers vor der schädigenden Wirkung der verbliebenen UV-A- und UV-B-Strahlen. UVA-Strahlen sind langwelliger, dringen bis in die Lederhaut ein und führen innerhalb von Stunden zu einer Bräunung. Langfristige Überdosierung fördert die vorzeitige Hautalterung durch Zerstörung elastischer und kollagener Fasern. UVA-Licht begünstigt auch die Entstehung von Hautkrebs. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die Schwächung der Immunabwehr der Haut. UVB-Strahlen lösen die Sonnenbrandreaktion und verzögerte Bräunung aus. Durch direkte Schädigung der Erbsubstanz (DNS) der Zellen der obersten Schichten der Haut ist UVB wesentlich an der Entstehung von Hautkrebs und seinen Vorstufen beteiligt.

Um ihre Funktion erfüllen zu können, reagiert die Haut auf Sonnenstrahlung durch Verdickung der obersten Hautschicht. Hierdurch können die schädlichen Strahlen nicht mehr so tief in die Haut eindringen. Außerdem wird vermehrt Hautpigment, das Melanin, als Lichtbarriere gebildet. Melanin ist ein Pigment, das der Haut ihre Tönung verleiht und von unseren Pigmentzellen, den Melanozyten, produziert wird. Die Aufgabe von Melanin ist es, die Energie der UV-Strahlen zu absorbieren und sie daran zu hindern, tiefer in das Hautgewebe einzudringen. Die Bräune ist also nichts anderes als ein Versuch der Haut, weitere schädliche UV-Strahlung abzuwehren.

Die Lichtempfindlichkeit des Menschen hängt vom angeborenen Pigmentierungstyp ab. So sind dunkelhäutige Menschen weniger empfindlich gegen Sonnenlicht. Hellhäutige Menschen sind hier wesentlich stärker gefährdet. Wir unterscheiden 4 photobiologische Hauttypen mit unterschiedlicher Lichtempfindlichkeit:

Hauttyp 1: Helle Haut, blaue oder grüne Augen, blonde oder rote Haare: Immer Sonnenbrand, kaum Bräunung

Hauttyp 2: Helle Haut, blaue oder grüne Augen, blonde Haare: Fast immer Sonnenbrand, schwache Bräunung

Hauttyp 3: Leicht bräunliche Haut, braune Augen, dunkle Haare: Gelegentlich leichter Sonnenbrand, gute Bräunung

Hauttyp 4: Braune Haut, braune Augen, dunkle oder schwarze Haare: Fast nie Sonnenbrand, gute, tiefe Bräunung

Wird die hautverträgliche Strahlendosis, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, überschritten, kommt es zu einem Sonnenbrand, einem Alarmsignal der Zellen. Sonnenbrand ist bereits ein Zeichen dafür, dass die Haut stark geschädigt wurde. Verursacht wird der Sonnenbrand vorwiegend durch UVB-Strahlen. Die UVB-Strahlung dringt etwa einen Millimeter in die Haut ein. Ihre Sofortwirkung besteht in der Freisetzung von Entzündungsstoffen, wie zum Beispiel Prostaglandinen, die eine Rötung der Haut bewirken. So kommt es zu dem typischen Sonnenbrand. Symptome sind Rötung, Schwellung, Brennen, in ausgeprägten Fällen auch Blasenbildungen und Fieber.

Langzeitfolgen einer übermäßigen Lichteinwirkung auf die Haut

Meidet man die Sonne, so sind akute Lichtschäden schnell wieder rückläufig. Aber auch wenn nur eine oberflächliche Rötung zu sehen ist, kann die Sonne die Gesundheit der Hautzellen zerstören und zu Schäden im Erbgut (Mutationen) führen. Die UVB-Strahlung kann die Erbsubstanz Desoxyribonukleinsäure (DNS) in den Kernen der Hautzellen schädigen. Das stört die normalen Zellstoffwechselvorgänge und die Zellteilung. Jede Zelle besitzt Reparatursysteme, die diese Schäden beheben. Wird die Haut jedoch zu intensiv oder zu häufig der UVB-Strahlung ausgesetzt, wird das Reparatursystem überlastet. Eine der Folgen ist die Schädigung der Hautstruktur und insbesondere des Unterhaut-Bindegewebes, welche zu einer vorzeitigen Hautalterung und vermehrter Faltenbildung führt. Hauptauslöser hierfür ist das UVA-Licht, da es tief in die Haut eindringt und die für die Faltenbildung entscheidenden Bindegewebszellen der Unterhaut erreicht. Chronische UVA-Bestrahlung (z.B. im Sonnenstudio) trägt somit ganz erheblich zur vorzeitigen Hautalterung bei.

Durch UV-Licht induzierte Mutationen im Erbgut der Zelle können nach Jahren zu einer bösartigen Veränderung der Zelle führen. Hauptauslöser der Erbgutveränderungen ist das UVB-Licht, aber auch UVA-Strahlung kann diese Wirkungen haben. Pro Jahr erkranken in Deutschland über 100.000 Menschen neu an Hautkrebs, über 3.000 Menschen sterben daran. Er ist der weltweit am häufigsten auftretende Krebs. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass zwischen übermäßiger Sonnenbestrahlung und dem Auftreten von Hautkrebs ein direkter Zusammenhang besteht. Dabei schadet die regelmäßige UV-Strahlung in niedrigen Dosen genauso sehr wie seltene, aber extreme intensive Sonneneinstrahlung. Dennoch fühlen sich viele von uns in der Sonne wohl und eine vollständige Meidung der Sonne ist auch keine Lösung. Wichtig ist also ein sinnvoller Umgang mit der Sonne.

Die Bekleidung stellt die einfachste Form des Sonnenschutzes dar. Zusätzlich sollte die Haut durch Cremes, Lotionen oder Gels mit einem dem Hauttyp angepassten ausreichend hohem Lichtschutzfilter geschützt werden. Diese Produkte entfalten erst nach ca. 20 Minuten ihre volle Wirkung, sie sollten daher rechtzeitig aufgetragen werden und beim Kontakt mit Wasser wasserfest sein. Direkte Sonneneinwirkung sollte eher gemieden werden, insbesondere in der Mittagszeit, im Hochgebirge und an der See, wo die Sonneneinstrahlung besonders intensiv ist. Um eine Reizung der Bindehaut des Auges durch die Sonne zu meiden, sollte eine Sonnenbrille getragen werden, ebenfalls ist eine Kopfbedeckung zu empfehlen.

Die Haut vergisst nichts. Zwischen Ursache und Wirkung können bei Hautkrebs Jahrzehnte vergehen. Sonnenbrände, insbesondere in der Kindheit, sowie Hautkrebs in der Familie sind Risikofaktoren, selber an Hautkrebs zu erkranken.

Man unterscheidet drei wichtige Hautkrebsarten, die durch Licht hervorgerufen werden: Basalzellkarzinome (Abb. 1), Plattenepithelkarzinome (Abb. 2) (beide werden als sogenannter „heller Hautkrebs“ bezeichnet) und den besonders bösartigen schwarzen Hautkrebs, das maligne Melanom (Abb. 3).

Hautkrebs wird von Jahr zu Jahr häufiger; die Patienten werden immer jünger. Der Krebs der Haut ist im Vergleich zu Krebserkrankungen anderer Organe jedoch leichter zu erkennen. Er ist ohne Hilfsmittel sichtbar, und zwar nicht nur für den Arzt, sondern für jeden Laien. Durch regelmäßige Selbstbeobachtung können Veränderungen der Haut frühzeitig festgestellt werden. Dies kann zwar keine ärztliche Diagnose ersetzen; doch wird ein Hautkrebs in frühem Stadium behandelt, ist er fast zu 100% heilbar.

Deswegen sollten alle, die zu einer Risikogruppe gehören oder viele Pigmentmale haben, mindestens einmal pro Jahr eine Hautkrebsvorsorgeuntersuchung bei einem Hautarzt durchführen lassen.

Auf jeden Fall sollten sich diese Patienten ausreichend vor übermäßiger Sonnenbestrahlung schützen, z.B. durch entsprechende Kleidung, Meiden der intensiven Mittagssonne und durch den Gebrauch von Sonnenschutzcremes.

Die Hautkrebsvorsorgeuntersuchung beim Hautarzt mit der Erhebung des individuellen Risikoprofils sowie einer computergestützten Aufnahme von Übersichtsbildern mit Anfertigung eines sogenannten Muttermalkataloges, auflichtmikroskopischen Bildern und Analyse der Pigmentmale ist für jeden Menschen empfehlenswert (4a, b).

Korrespondenz:
Dr. med. Carmen Loquai
Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universitätsklinikum Essen
Hufelandstraße 55

45147 Essen

Telefon: 0201/723/2533

Fax: 0201/723/2446

E-mail: carmen.loquai@medizin.uni-essen.de